Unser Statement zur Kulturrotation

Am 6. Mai ’23 ist es wieder soweit: das Büro Soziale Stadt Gaarden und das Wirtschaftsbüro Gaarden versuchen mithilfe der Kulturrotation 143 für einen Tag ihre Version eines „besseren“ Gaardens in das Viertel einzuschleppen.

Wir halten von dieser Veranstaltung herzlich wenig und wollen uns durch unser subkulturelles Gegenprogramm am 5. & 6. Mai bewusst davon abgrenzen.

Obwohl kostenlose Kulturveranstaltungen, wie sie im Subrosa auch regelmäßig stattfinden, an sich erstmal etwas Schönes sind, sehen wir die Kulturrotation als Angriff auf ein Gaarden für alle und als Versuch Verdrängungsmechanismen im Viertel durch kulturelle Veranstaltungen in Gang zu setzen.

Auch wenn viele Gaarder*innen mitfeiern, kommen doch sehr viele Besucher*innen an diesem Tag von außerhalb, um sich einmal im Jahr in den „ach so gefährlichen, verbotenen“ Stadtteil zu wagen. Das sorgt dafür, dass man eher besoffene Männergruppen vom Westufer anstatt altbekannter Gesichter durch das Viertel ziehen sieht.
Cops und Ordnungsdienst tun ihr übriges und verschärfen die Gängelungen gegen die offene Drogenszene und neu hinzugezogene geflüchtete Bewohner*innen, um an diesem Tag das Image eines „sauberen und lebenswerten“ aka gentrifizierten und langweiligen Gaarden zu kreieren, wo du gleich einen auf den Deckel bekommst, wenn du deinen Müll nicht nach deutschem Leitbild entsorgst oder gesellschaftlich etwas aus der Rolle fällst, weil du zum Beispiel suchtkrank bist.

Ein Tag kostenlose Kultur im Jahr wird die Probleme hier im Viertel nicht lösen, sondern sie eher nur verschärfen. Durch Veranstaltungen dieser Art soll eine Aufwertung erzeugt werden, die Gaarden für Wohnrauminvestor*innen attraktiv macht, wie es sie hier mit der LEG und Vonovia schon mehr als genug gibt. Durch ihre kapitalistische Profitorientierung können sich ärmere Bewohner*innen das Wohnen im Viertel nicht mehr leisten und werden so immer weiter aus dem Stadtzentrum verdrängt.
Neue, finanzstarke Mieter*innen sind dann mit den Kulturrotierenden gleich gefunden, die an diesem Tag ein ganz wundervolles Bild von Gaarden präsentiert bekommen, weil: „Ein bisschen runtergerockt ist ja auch ganz hip und durch diese ganzen türkischen Läden darf man sich ja auch mal etwas multikulti fühlen, die Dealer, Junkies, Geflüchteten und Wohnungslosen sollen dann aber doch schon gern verschwinden“.

Selbstkritisch schauen wir aber auch auf unsere Rolle im Viertel als linkes, vegan/vegetarisches Kneipenrestaurant und sehen uns durch unser Angebot leider auch nicht als regelmäßigen Treffpunkt für viele Gaarder*innen. Dennoch versuchen wir daran zu arbeiten und vor allem uns bewusst mit Kritik und Aktionen gegen bestimmte, ausgrenzende Entwicklungen in Gaarden zu stellen.
Auch wollen wir auftretende Künstler*innen und veranstaltende Personen* nicht generell kritisieren. Kunst und Kultur sollen ihre Räume auch in Gaarden haben, allerdings ist uns wichtig, in welchem Kontext jene stattfinden.

Wir sagen „Halt, Stopp!“ und blicken mit Verachtung auf Gentrifizierungsversuche Gaardens, die nicht das Wohl und die Bedürfnisse aller hier im Viertel im Sinn haben, sondern nach dem Vorbild vieler Großstädte yuppiesierte Szeneviertel schaffen wollen, in denen gesellschaftlich marginalisierte und stigmatisierte Menschen keinen Platz mehr haben!

Ein Gaarden für alle oder ein Gaarden für niemand 🔥

Das Subrosa Kollektiv im April 2023

*edit: An dieser Stelle hatten wir „Kulturschaffende“ als sehr problematischen Begriff verwendet. Da dieser klar während der NS-Zeit geprägt wurde, haben wir diese Stelle geändert. Danke für den Hinweis.

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